Bay of Islands: Paihia, 90 Mile Beach und Cape Reinga
Bay of Islands: Cape Reinga, 90 Mile Beach und Paihia
Wir sind am 31. Oktober 2023 in Auckland gelandet. Ich werde noch einen separaten Blogbeitrag über Auckland schreiben, sobald ich bisschen mehr davon gesehen habe. Am Dienstag haben wir zwar bereits einiges angeschaut von der Stadt, allerdings alles durch den nebligen Schleier des Jetlags.
Am Mittwoch ging es dann per Bus nach Paihia, in die Bay of Islands. Paihia ist ein kleines Dorf in der Bay of Islands aber auch der touristische Hauptort dieser Region. Die Neuseeländer betiteln das Dörfchen als „Town“ also als „Städtchen“. Mit 1700 Einwohnern, habe ich allerdings kein schlechtes Gewissen, den Ort als Dörfchen zu bezeichnen. Wir haben sofort zu merken gekriegt, dass das Dörfchen der Touristen Hotspot der Region ist, da gerade ein Kreuzfahrtschiff angelegt hatte und das Dörfchen voller älterer Menschen war. Zu unserer Freude war das aber auch der Anlass für den lokalen „Hobbymärit“, wo wir beide bereits an den ersten zwei Ständen ein paar Souvenirs kaufen konnten.
Paihia und die Bay of Islands befinden sich im Norden der Nordinsel. Als Europäerin, die noch nie auf der Südhalbkugel war, muss ich mich immer noch mit dem Gedanken abfinden, dass hier der Norden heiss ist und der Süden kalt…verkehrte Welt eben. Heiss wäre aber für unseren Aufenthalt in der Bay of Island übertrieben, es waren nette 22 Grad. Die hohe Luftfeuchtigkeit sorgte aber dafür, dass wir doch im Trägershirt umherwandern konnten.
An unserem ersten Tag in Paihia haben wir eine kleine Wanderung zu den Haruru Falls unternommen. Diese führte uns am Waitangi Treaty Ground vorbei. Leider waren wir zu spät um an einer Führung teilzunehmen und so müssen wir unsere Informationen über diesen speziellen Ort aus dem Internet zusammensuchen. Waitangi gilt quasi als Gründungsboden des Neuseelands, das wir heute kennen. So ähnlich wie das Rütli in der Schweiz, nur mit komplizierteren Hintergründen. Die Briten haben den Maori ihren Schutz versprochen und haben im Gegenzug den Eingebohrenen das Versprechen abgenommen, das Land prioritär an die britische Krone zu verkaufen. Ein Ort voller Geschichte, an dem man sicher viel lernen könnte, wenn man sich vorher erkundigen würde, wann die Führungen wären.
Wir wandern also weiter und finden dann auch ziemlich schnell den Anfang des Weges, der zu den Haruru Falls führt. Vorbei an einem Golfplatz geht es direkt in den Wald und das erste was uns auffällt, ist dass die Bäume komplett anders aussehen als bei uns. Natürlich sind sie auch grün und haben braune Stämme aber ansonsten sind die Wälder komplett anders. Alles ist wahnsinnig grün, alles blüht (hier ist im Moment Frühling) und es gibt mehr Palmen als etwas anderes.
Schnell werden wir auch auf einen Waldbewohner aufmerksam, der sich nicht unbedingt bescheiden verhält. Wo wir in der Schweiz mit den Rufen von Spatzen, Amseln und Meisen vertraut sind, gibt es hier eine Vogelwelt die für uns komplett neu ist. Und diese hat es in sich. Domi bezeichnet den Ruf des vorherrschenden Vogels als „klingt wie eine rostige Tür“. Irgendwie ist das super passend und ich weiss anhand dieser Beschreibung auch sofort, welches Geräusch sie damit meint. Wir suchen ein paar Minuten die Baumkronen ab und finden dann auch einen mittelgrossen Vogel, der Urheber der rostigen Tür sein könnte. Er sitzt da oben auf seinem Baumast und schaut uns frech an. Unter seinem Kinn trägt er einen weissen Taft und auf seinem Hals weisse Federn. Im dunkeln Wald scheint er schwarz zu sein aber als wir später einen solchen Vogel wegfliegen sehen, sehen wir die grünen und blauen Federn. Dieser Vogel heisst „Tui“ und ist hier einheimisch. Er gehört nicht zu den bedrohten Vogelarten hier in Neuseeland und ist deswegen auch relativ häufig anzutreffen.
Der Weg zu den Haruru Falls ist 5 km lang und befindet sich komplett im Schatten, worüber wir uns nicht beschweren wollten. Die Sonne scheint und ist hier um einiges stärker als in unseren Breitengraden. Die Natur hier hat wirklich einiges zu bieten und zeigt sich an diesem Tag von ihrer besten Seite. Wir finden hübsche Blumen, ein Baum voller Vögel und interessante Bäume so weit das Auge reicht.
Nach ca. 90 Minuten leichtem spazieren erreichen wir die Haruru Falls. Der Wasserfall ist zwar nur 5 Meter hoch aber 15 Meter breit und fliesst über einen hufeisenförmigen Abgrund. Laut einer Maori Legende wohnt ein Wassermonster unter dem Wasserfall. Wir haben aber leider kein solches gesehen.
So schön wie der Weg dort hin war, so mühsam der Weg zurück. Weil wir nicht den gleichen Weg zurück nehmen wollten, sind wir der Strasse entlang zurück gegangen. Grosser Fehler! Ich würde jedem empfehlen, wieder den Weg zurück durch den Wald zu nehmen, statt der lauten Strasse zu folgen.
Als wir endlich wieder zurück in Paihia waren, gab es Abendessen in „Charlotte‘s Kitchen“. Richtig tolles Restaurant mit guter Auswahl an vegetarischen Gerichten (was hier irgendwie noch nicht ganz so verbreitet ist).
Am nächsten Morgen hiess es wieder früh aufstehen! Wir hatten eine Tour gebucht an den 90 Mile Beach und das Cape Reigna. Eigentlich hätten wir auch noch die grossen Sanddünen besuchen wollen aber leider hat der jüngte Zyklon den Weg dorthin versperrt, sodass wir uns mit den kleinen Dünen am 90 Mile Beach zufrieden geben mussten. Der Bus holte uns um 7:20 Uhr bei unserem Hostel ab und schon ging es los in den Norden. Die Busfahrerin, „Tanya“ war sehr nett, informativ und hat uns einiges an Wissen vermittelt zu der Geschichte Neuseelands, den Maori und besonders zum Cape Reinga. In te reo Maori (die Sprache der Maori), heisst der Ort Te Rerenga Wairua was so viel bedeutet wie „Der Ort des abspringens der Seelen“. Die Maori glauben, dass die Verstorbenen an diesem Ort von unserer Welt springen und ihren Weg zu ihrer ursprünglichen Heimat „Hawaiki“ antreten.
Bevor wir diesen speziellen Ort aber erreichten, fuhren wir ca. 2 Stunden nordwärts, bis wir an den 90 Mile Beach kamen. Dieser Strand ist nicht wirklich 90 Meilen lang sondern eher ca. 88 Kilometer. Er ist offiziell als Strasse deklariert und man kann mit dem Auto dem Strand entlang fahren. Am besten ist es natürlich, wenn man ein 4x4 fährt oder wie wir, eine Tour macht. Die meisten Autovermieter verbieten das Befahren des 90 Mile Beach explizit, die haben wohl schlechte Erfahrungen gemacht mit Mietern die die Autos in den Sand gesetzt haben. Tanya meint noch „hoffentlich bleiben wir nicht stecken“, und schon fährt sie über die Dünen auf den Strand. Wer sich hier einen typischen Strand mit Badegästen vorstellt liegt aber falsch. Es gibt keine Menschenseele am Strand, niemand badet (es ist auch ziemlich kalt), hie und da kommt uns ein einsamer Wanderer entgegen.
Da wir ja leider nicht zu den grossen Sanddünen gehen können, bekommen wir hier die Möglichkeit mit Boogie Boards die kleinen Dünen hinabzusausen. Domi und ich entscheiden uns aber lieber dafür, den Strand ein bisschen zu geniessen und Fotos zu machen.
Der nächste Stop ist das Cape Reinga. Wie bereits oben erwähnt, glauben die Maori, dass hier die Verstorbenen die Welt verlassen und in Ihre Heimat zurückkehren. Bevor man den Weg zum Leuchtturm runter nehmen kann, wird man auch darauf hingewiesen, dass hier essen und trinken verboten ist. An allen Stätten, die für die Maori von besonderer spirituellem Wert sind, ist essen und trinken verboten. Auch wird auf die fragile Landschaft hingewiesen, wie an vielen Orten hier in Neuseeland. Der Weg runter an das Kapp ist perfekt gemacht und schlängelt sich runter bis an den Leuchtturm. Dieser ist im Moment (Stand November 2023) leider von einem Gitter umgeben, da wohl Renovierungsarbeiten gemacht werden. Hübsch ist es hier trotzdem.
Wenn man vorne am Leuchtturm steht, dann sieht man wie die Tasmanische See und der Pazifik aufeinander treffen. Dieses „Treffen der Meere“ ist im Wasser deutlich sichtbar. Die Tasmanische See ist ein wunderschönes Türkis, während der Pazifik eher die 0815-Meerfarbe hat. Der Pazifik ist auch um einiges wilder als die Tasmanische See. Natürlich werdet ihr jetzt sagen „Ach was, Wasser ist Wasser, es sieht immer gleich aus!“, an diesem Ort ist es aber tatsächlich nicht so. Die Trennung der beiden Meere ist deutlich zu sehen.
Aber seht selber ob ihr das Aufeinandertreffen der Meere erkennen könnt:
Ich wäre gerne bei Sonnenuntergang oder -aufgang hier gewesen. Das muss spektakulär aussehen, wenn die ersten Sonnenstrahlen auf das Cape Reinga treffen. Naja, das muss dann wohl für den nächsten Neuseelandbesuch warten. Denn dieses mal hatten wir leider keine Zeit und so machten wir uns bald wieder auf den Weg zurück nach Paihia. Dort angekommen besuchten wir noch einmal Charlotte‘s Kitchen für ein leckeres z‘Nacht und liessen uns dann müde in unsere Betten fallen.
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